Profanierung St. Hedwig 12.02.2021

„Wenn ein Raum sich schließt, hat Gott für uns schon längst neue Räume geöffnet“ – tröstende, hoffnungsvolle Worte, die Bischof Dr. Heiner Wilmer im letzten Gottesdienst in St. Hedwig am 12. Februar 2021 der Gemeinde zuspricht. „Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Kirche profaniere“, verrät er und sagt: „Für viele Menschen ist das schwer. Doch es ist großartig, wie Sie hier in Großenwieden zusammenhalten.“ Leider konnten aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie nur sehr wenige Gottesdienstbesucher an der Profanierungsmesse teilnehmen.

 

„Ist Abschied ein Anlass zum Feiern?“, fragt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Kathrin Brüggemann, in ihrer Ansprache zu Beginn der Messfeier, denn Gefühle wie Trauer, Wehmut und Enttäuschung lassen eigentlich keinen Raum dafür, doch „Gott hält uns, auch wenn wir nicht wissen, wohin es geht“, so der Bischof vor dem Hintergrund, dass die katholische Kirche profanem Gebrauch zurückgegeben wird. Im Rückblick erinnert er an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele aus Schlesien Vertriebene nach Großenwieden kamen. Die Heilige Messe wurde auf dem Saal der Gaststätte Beermann sowie in der ev. St. Matthaei-Kirche gefeiert. Für die Gastfreundschaft und den ökumenischen Zusammenhalt dankte der Bischof Pastor Justus Conring und Ortsbürgermeister Heinz Kütemeyer

Zur neuen Heimat wird die am 22. Juni 1974 nach dreimonatiger Bauzeit zu Ehren der heiligen Hedwig, der Schutzpatronin Schlesiens geweihte Holzfertigteilkirche. Besondere Schmuckstücke der Kirche sind die 1947 von Paul Sahlmann geschnitzte hölzerne Monstranz und das Lindholm-Harmonium, das in gleicher Ausführung im Vatikan steht, Großenwieden ist auf diese Weise laut Bischof Dr. Heiner Wilmer mit Rom verbunden.

Pfarrer Peter Wolowiec verliest nach dem Schlussgebet das Profanierungsdekret, das Ewige Licht wird gelöscht und der leere Tabernakel bleibt geöffnet zurück. Lektorin Gerlinde Breitkopf trägt in einem Abschiedsgebet die Gedanken vor Gott, die die Gemeinde in dieser Stunde des Abschieds bewegen. Ein letztes Mal erklingt das Hedwigslied von Malte Julitz am Lindholm Harmonium.

„Ob gut, ob schlecht – wer weiß das schon?“, zitiert Pfarrer Peter Wolowiec zu Beginn der Heiligen Messe aus einer Weisheitsgeschichte und erklärt anschließend: „Wir sind dankbar, dass aus den 25 vorgesehenen Jahren 47 wurden und können uns glücklich schätzen, dass diese Kirche mit Leben gefüllt wurde. Manches, das zuerst erschreckt, wird zum Segen…“ Er dankt Klaus und Gerlinde Breitkopf, die sich mit viel Herzblut als Küster, Hausmeister und Gärtner sowie als Lektorin in der Gemeinde engagierten. Sein weiterer Dank gilt Kerstin, Rainer und Malte Julitz, die in vielen Messfeiern mitwirkten und im Profanierungsgottesdienst gemeinsam mit Günter Pampuch für die festliche musikalische Gestaltung sorgen.

Am Ende der versöhnlichen, zu Herzen gehenden Messfeier spendet Bischof Dr. Heiner Wilmer den Segen und sagt: „Möge der Herr Ihnen einen neuen Raum des Lebens eröffnen.“ 

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